«Margaretha Dubach fügt Gefundenes, das sie in oft langer und intensiv auf das Material einwirkender Arbeit verändert und zum Teil mit Selbstgeformtem ergänzt, zu neuen Bildern. Die neuen Zusammenhänge greifen über die ursprünglichen Funktionen oder Bedeutungen der Fundsachen hinaus und konstituieren – eine dem Surrealismus verwandte Arbeitsweise – eine neue Ebene der Bildwirklichkeit. Dem spontanen Empfinden und dem freien Spiel kommt dabei eine wesentliche und rein rationalen Konzepten zuwiderlaufende Bedeutung zu, doch führt das nie zum Verlust der Kontrolle über den gestalterischen Prozess: Das Suchen nach einer klaren Ordnung, die den einzelnen Teilen ihr Eigenleben belässt und auch Widersprüchliches zusammenfasst, ist bei aller Freiheit der Fantasie offenkundig. Die Künstlerin präsentiert ihre Arbeiten nicht als Behauptung, sondern als Vorschlag, wie sich die Welt sehen liesse. Entscheidend ist, dass sie Ambivalenzen und Gegensätzliches nicht glättet, sondern bestehen und die Interpretationen offenlässt. Die Geheimnisse – ihre eigenen und jene der gefundenen Gegenstände – sucht sie nicht zu lüften. So gibt sie den Betrachtenden Gelegenheit,
das Geheimnisvolle auf der Basis ihrer eigenen und je verschiedenen Befindlichkeit zu befragen. Stets wiederkehrende und deutlichste Beispiele dafür sind Bücher, die sich nicht öffnen, Texte, die sich nicht lesen lassen, Gegenstände, deren ursprüngliche Funktionen verschleiert bleiben, oder allerlei Verschnürtes, das, soll es nicht zerstört werden, sein Inneres nicht preisgeben darf. Margaretha Dubach erweist sich als Geschichtenerzählerin mit Vokabeln, die zugleich bildnerische Archetypen sein können, und mit einer Grammatik, die gleichzeitig auf Spontaneität und auf Regeln beruht. Damit bietet sie den
Betrachtenden das abenteuerliche Vergnügen, sich auf dieses Vokabular und diese Grammatik einzulassen und in eigenen Geschichten die eigene Welt Bild werden zu lassen.»
(Niklaus Oberholzer)
Januar 20, 2018